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Klima – in und um das Instrument

Was ist das optimale Klima für ein Klavier? Die Luftfeuchte sollte um 50% liegen, der Toleranzbereich liegt etwa zwischen 40 und 60% – im Zweifelsfall lieber etwas höher. Die Luftfeuchte hängt sehr stark von der Temperatur ab, Luft kann bei 20°C fast das dreifache an Wasser tragen gegenüber 5°C kalter Luft. Kommt warme Luft mit einer kalten Fensterscheibe in Berührung, kühlt sich sich schlagartig ab und verliert die Fähigkeit, viel Wasser zu tragen – es kondensiert an der Fensterscheibe. Ähnliches kann in einem Klavier passieren, dass während eines Transportes kalt zwischengelagert wurde. Sobald es zurück ins warme kommt, kann die Raumluft daran kondensieren. Dadurch kann sich durchaus Flugrost an den Saiten oder Wirbeln bilden, diese sind aus hochwertigem, allerdings nicht rostfreiem Stahl. Der richtige Umgang wäre, das Instrument vorsichtig an die Temperatur anzupassen, allerdings sollte eine Firma, die auf Klaviertransporte spezialisiert ist, mit ensprechenden Fahrzeugen arbeiten.

Im Normalfall sind die Schwankungen im Wohnbereich geringer. Dennoch sollte auf ein gutes Klima geachtet werden.

Häufige Probleme bei hoher Luftfeuchte: Klemmende Tasten, hängende Hämmer, Verstimmung, im Extremfall Rost an den Metallteilen und Stauchungen im Resonanzbodenholz. Ab 65% kann es zu Schimmelbildung kommen, es besteht Gesundheitsgefahr für Bewohner.

Feuchtigkeitprobleme sind heutzutage eher selten. Trotzdem sollte ein Klavier nicht im Keller oder im Freien gelagert werden.

Häufige Probleme bei niedriger Luftfeuchte: Klappernde Tasten und Mechanikteile, Verstimmung, unter Umständen Risse im Resonanzboden, in den Stegen und im Stimmstock. Die Menschen im Haushalt haben eventuell mit Husten zu kämpfen, Allergiker haben unter Umständen größere Probleme als sonst.

Probleme durch Trockenheit sind relativ weit verbreitet. Wohnräume sind trockener und wärmer als vor 100 Jahren, dadurch bekommen viele alt Möbel und Instrumente Risse. Besonders durch Fußbodenheizungen können fatale Probleme entstehen, bis zum Totalschaden an einem Instrument. Ich erinnere mich an ein Klavier auf einer alten Fußbodenheizung, bei denen die Heizspiralen direkt an der Wand liefen – durch die Resonanzbodenrisse konnte man die Wand sehen, die Stimmhaltung war jenseits von Gut und Böse.

Kälte und Hitze: Die Temperatur wirkt sich vor allem indirekt über die Luftfeuchte auf Holz und Metall aus. Dennoch ist bei Klavieren, die im Winter unter 18 Grad stehen manchmal zu beobachten, dass Mechanikteile klemmen. Hochheizen an einzelnen Tagen kann wie beim Tramsportbeispiel zu Taubildung führen- besonders intensiv, wenn es sich um einen Veranstaltungsraum handelt, in dem intensiv getanzt und geschwitzt wird.

Welches Klima ist nun ideal? – auf diese Frage kann es mehrere Antworten geben, vor allem aber: konstant! Ein für den japanischen Markt bestimmtes Instrument ist bei konstant feuchtem Inselklima stimmstabil. Kommt es als Grauimport nach Europa, hat man eventuell mit losen Wirbeln zu kämpfen. Hat sich ein Klavier an – etwas – feuchteres Klima in einem alten Haus gewöhnt, kann es dort ebenfalls stimmstabil stehen. Mit Trockenheit ist allerdings nicht zu spaßen. Vor allem im Winter sollte man auf genügend Luftfeuchte achten.

Maßnahmen bei zu feuchtem Raumklima:

Im Wohnraum inzwischen eher selten. Im Winter sollte auf jeden Fall regelmäßig geheizt werden. In Verbindung mit Stoßlüften kann Schimmel vorgebeugt werden. Im Sommer ist regelmäßiges, eventuell intensiveres Lüften empfehlenswert. In Extremeren Fällen kann ein Entfeuchter eingesetzt werden.

Maßnahmen bei zu trockenem Raumklima:

Wenn vertretbar, nicht zu intensiv heizen. Nur kurz Stoßlüften, da kalte Luft von draussen in der Wärme extrem trocken wird! Zimmerpflanzen, durchaus in größerer Zahl geben ein gutes Raumklima für Mensch und Klavier. Wäscheständer, nasse Handtücher auf der Heizung oder Wassergefäße, die dort angehängt werden können, Zimmerspringbrunnen und Küchendämpfe helfen ebenfalls gut gegen Austrocknung. Bei Bedarf kann auch zur Befeuchtung ein elektrisches Gerät eingesetzt werden.

Mikroklima im Instrument: Dem Klavier auf einer Fußbodenheizung hilft all dies nur wenig. Wenn möglich, die Fußbodenheizung moderat einstellen und durch andere Heizmöglichkeiten ergänzen. Vor allem aber sollte das Klavier von unten isoliert werden.

Eine komfortable Lösung ist der Pianocarpet (https://www.pianocarpet.de/) Alternativ hilft eine Lage Neopren, mindestens 3mm, darunter eine handelsübliche Erste-Hilfe Folie oder Rettungsdecke. Falls keine Möglichkeit besteht, das Klavier anheben zu lassen, eventuell die Stellen, an denen es auf Rollensteht ausschneiden (Beim Pianocarpet wegen der Umsäumung ungünstig).

Ein Glas Wasser im Klavier (besser ein flacher, halbvoller Plastikbehälter!!)) ist nicht unbedingt eine Dauerlösung gegen aufsteigende Hitze. Im Sommer kann es nebenbei zu Rostbildung führen.

Zusätzlich gibt es für Klaviere und Flügel eingebaute Befeuchterstäbe und Klimageräte (https://www.pianolifesaver.com/german). Befeuchterstäbe helfen vor allem bei Trockenheit, sie erhöhen die Luftfeuchte vor allem im sensiblen Wirbel- und Mechanikbereich. Auf in kurzem(!) Feuchtigkeitssphasen puffern sie das Klima, indem sie Wasser auf der Luft aufnehmen. Bei Trockenheit müssen sie etwa alle 1-2 Wochen mit Wasser gefüllt werden. Elektronisch gesteuerte Klimageräte passen das Klima im Instrument den optimalen Bedingungen an und geben ein Signal, wenn Wasser nachgefüllt werden muss. Für einen Einbau können sie sich gerne bei mir melden.

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