Im Allgemeinen wird empfohlen, Klaviere 1-2 mal im Jahr stimmen zu lassen. Das ist natürlich nur ein Richtwert, im Konzertbereich wird zum Teil täglich gestimmt, während in klimatisch stabilen Haushalten der jährliche Besuch des Klavierstimmers vollkommen ausreicht.
Falls bei ihrem Instrument klimabedingt stärkere Schwankungen auftreten, ist es sinnvoll, das Raumklima sowie das Mikroklima im Instrument zu betrachten. Generell gilt: Ein gutes Raumklima zwischen 45-55% Luftfeuchtigkeit ist auch für Menschen gesund. Daher sollte zuerst versucht werden, hier eine Optimierung durchzuführen. In vielen Fällen kann es trotzdem sinnvoll sein, das Instrumentenklima separat zu behandeln.
siehe Blog: Klima und wie man damit umgeht
Weitere Faktoren für die Stimmhaltung
Saiten. Neue Saiten brauchen eine Weile, bis sie die Stimmung stabil halten. Der Klavierstimmer sollte bei einem neuen / neubesaitenen Instrument anfangs mehrmals im Jahr kommen, damit die Stimmung nicht zu sehr nach unten sinkt. Bei einer Generalüberholung ist es deshalb sinnvoll, dass das Instrument mehrere Wochen nach Aufziehen der Saiten in der Klavierwerkstatt bleibt, wo es regelmäßig auf Kammerton gestimmt wird. Nach 2-3 Jahren haben sich die Saiten normalerweise stabilisiert.
Saiten mit Rost oder oder sonstigen Beschädigungen klingen eventuell nicht mehr sauber. Wurde ein Klavier längere Zeit nicht gestimmt, können die Saiten eventuell an Silie oder Steg festgerostet sein. Dadurch verteilt sich beim Stimmen die Zugkraft in der Saite nicht gleichmäßig, reißende Saiten oder späteres Nachrutschen können die Folge sein.
Wirbel und Stimmstock. Beim Aufziehen der Saiten werden die Wirbel (mit Feingewinde) in den Stimmstock eingeschlagen. Das Holz wird dabei komprimiert. Diese Verbindung kann 10-100 Jahre halten, je nach Qualität des Instruments und Standort. Sind die Wirbel verschlissen, kann bei einem kräftigen Anschlag der Ton nach unten absacken. Solche Instrumente müssten mehrmals jährlich nachgestimmt werden, da ansonsten zum Teil nicht einmal mehr Tonleitern erkennbar sind. Hier kommt man auf Dauer um einen Wirbelwechsel nicht herum, der auch das Instrument deutlich aufwertet. (lohnt es sich? Am besten eine kurze Einschätzung anfragen.)
Stege. Die Stege sind für die Klangübertragung der Saitenschwingung an den Resonanzboden verantwortlich. Bei starken Stegrissen kann die stabile Stimmhaltung beeinträchtigt sein.
Resonanzboden. Hier werden kurzfristige Klimaschwankungen am deutlichsten sichtbar. Die Bodenwölbung schwindet unter dem Druck der Saiten, wenn es trocken wird, oder steigt bei höherer Luftfeuchte und drückt dabei die Saiten nach oben. Im Gegensatz zu einer Geige oder einen Cello, die innerhalb von Minuten auf Änderungen reagieren, kann es Tage bis Wochen dauern, bis sich ein Klavier auf das neue Klima eingestellt hat.